Die Weishaupt-Orgel der Pfarrkirche St. Mauritius

ZUR ORGEL:

Die Pfarrkirche St. Mauritius in Wiesentheid erhielt im Zuge der groß angelegten Innenrenovierung der bedeutenden Balthasar-Neumann-Kirche ein neues Orgelwerk, das im Jahre 2017 feierlich eingeweiht werden konnte. Bei der Planung des Instrumentes waren einige Herausforderungen zu bewältigen: Einerseits war es aus Gründen des Denkmalschutzes geboten, den schönen Barock Prospekt aus dem Jahr 1730 an Ort und Stelle zu behalten, der ursprünglich ein typisches süddeutsches Instrument seiner Zeit beherbergte: Ein einmanualiges Instrument mit sechzehn Registern des Orgelbauers Johann Ignatz Samuel Will. Andererseits sollte bei diesen doch eher beschiedenen Platzverhältnissen eine Orgel geschaffen werden, die den Anforderungen der Kirchenmusik des 21. Jahrhunderts entspricht, sowohl liturgisch als auch konzertant. Die Orgelbaufirma Georg Weishaupt (Ellgau bei Augsburg) schaffte es, unter diesen Voraussetzungen ein Instrument zu planen und schließlich zu erbauen, das genau diesen Ansprüchen gerecht wird: Das Hauptwerk ist vollständig im Bereich des historischen Manualwerkes (hinter den Prospektpfeifen) untergebracht, das Schwellwerk befindet sich dahinter, und das Pedalwerk ist in schlanker Anordnung seitlich des Schwellwerkes untergebracht (kleinere Pfeifen z.T. auch unter dem Schwellwerk). Die Disposition des Instrumentes stellt eine Symbiose aus dem historisch gewachsenen Registerbestand und neu erbauten Pfeifenreihen dar. Sowohl Pfeifen aus dem 18. Jahrhundert (Will bzw. Seuffert) als auch aus dem 19. Jahrhundert (Hochrein), die in den verschiedenen Vorgängerorgeln integriert waren, konnten in der neuen Orgel eine sinnvolle Verwendung finden. Auch einige Register aus der Vorgängerorgel (20. Jahrhundert) konnten übernommen werden. Das übrige Pfeifenwerk wurde neu angefertigt. Mit 34 Registern ist diese Orgel die größte, die jemals in der Pfarrkirche in Wiesentheid erbaut war. Mit ihren vielen Klangfarben bietet das Instrument zahlreiche Einsatzmöglichkeiten: Die Unterstützung des Gemeindegesangs, die Begleitung von Solisten und Chören, die Interpretation der Orgelwerke aus Vergangenheit und Gegenwart all dies und noch viel mehr ist mit viel Freude und Inspiration zum Lobe Gottes auf dieser Orgel möglich. ©Christian Stegmann

DIE DISPOSITION DER WEISHAUPT-ORGEL IN WIESENTHEID:

I. Manual: Hauptwerk (Tastenumfang C bis g"')
1. Stillgedeckt 16' neu
2. Principal 8' historischer Bestand, Prospektpfeifen (18. Jhdt.)
3. Traversflöte 8' historischer Bestand (19. Jhdt.)
4. Copel 8' historischer Bestand (18. Jhdt.)
5. Quintade 8' historischer Bestand (18. Jhdt.)
6. Salicional 8' Altbestand (20. Jhdt.)
7. Octave 4' neu
8. Spitzflöte 4' neu
9. Quinte 2 2/3' neu
10. Waldflöte 2' neu
11. Piccolo 1' Altbestand (20. Jhdt.)
12. Mixtur 4f 2' neu
13. Cornett 5f 8' neu, ab g
14. Trompete 8' neu
Koppel II-I
Koppel Sub II-I
Koppel Super II-I

Manual: Schwellwerk (Tastenumfang C bis g"')
15. Weitgedeckt 8' neu
16. Gamba 8' neu
17. Vox coelestis 8' Altbestand (20. Jhdt.)
18. Harmonieflöte 4' neu, Metall, ab c‘ überblasend
19. Nasard 2 2/3' neu
20. Superoctave 2' Altbestand (20. Jhdt.)
21. Terz 1 3/5' neu
22. Quinte 1 1/3' Vorabzug Mixtur
23. Mixtur 4f 1 1/3' neu
24. Fagott-Oboe 8' neu
Tremulant
Koppel Sub II-II
Koppel Super II-II

Pedalwerk (Tastenumfang C-f')

25. Principalbass 16' Historischer Bestand (19. Jhdt.)
26. Subbass 16' Historischer Bestand (19. Jhdt.)
27. Zartbass 16' Transmission aus Hauptwerk
28. Oktavbass 8' neu
29. Gedecktbass 8' neu (Erweiterung von Subbass 16‘)
30. Violoncello 8' Transmission aus Hauptwerk
31. Choralflöte 4' neu
32. Choralbass 4' Transmission aus Hauptwerk
33. Contra-Posaune 16' neu
34. Posaune 8' neu (Oktaverweiterung von Contraposaune 16')
Koppel I-Ped
Koppel II-Ped
Koppel Super II-Ped
Stimmung: Bach-Kellner
Spielhilfen: Setzeranlage mit Sequenzer, Absteller, mechanische Manualkoppel

ZU DEN EINGESPIELTEN WERKEN:

Johann Sebastian Bach ist der wohl berühmteste Komponist des Europäischen Spätbarock. Er hinterließ weit über eintausend Kompositionen in nahezu jeder damals üblichen Gattung. Mit seinen Orgel-Kompositionen reizte er die technischen Möglichkeiten der Instrumente seiner Zeit aus. Eines der wohl berühmtesten und effektvollsten Bach'schen Orgelwerke ist die Toccata und Fuge d-moll BWV 565, wahrscheinlich zwischen 1703 und 1707 in Arnstadt komponiert, wo Bach in diesem Zeitraum als Organist an der Neuen Kirche angestellt war. Als Hoforganist in Weimar (1708-1717) lernte Bach Partituren von Instrumentalkonzerten italienischer Komponisten kennen, die vermutlich
der musikbegeisterte Prinz Johann Ernst von einer Reise mitbrachte. Bach übertrug fünf solcher Konzerte auf die Orgel, unter anderem das Konzert für zwei Violinen a-moll von Antonio Vivaldi. Mit seinen abwechslungs- und ideenreichen drei Sätzen und der Bach'schen Übertragung auf die Orgel ist dieses Konzert ein herausragendes Zeugnis gelungener Kompositions- und Transkriptionskunst.

Johann Pachelbel, geboren in Nürnberg, kehrte nach Stationen in Wien, Eisenach, Erfurt, Stuttgart und Gotha wieder in seine Geburtsstadt zurück, wo er seine Laufbahn als Organist an der Sebaldus-Kirche abschloss. Er war und ist berühmt für seine zahlreichen Kompositionen für Tasteninstrumente
(Präludien, Toccaten, Variationswerke, Choralbearbeitungen u.v.m.). Die Choralpartita über „Was Gott tut, das ist wohlgetan" stammt aus Pachelbels Sammlung „Musicalische Sterbens-Gedancken", die 1683 in Erfurt veröffentlicht wurde. Sie zeigt in exemplarischer Art und Weise verschiedene Möglichkeiten, wie ein Choral abwechslungsreich figuriert und variiert werden kann.

Justin Heinrich Knecht wurde geboren im schwäbischen Biberach, wo er zeit seines Lebens bis auf zwei Jahre in Stuttgart -- von seinem 20. Lebensjahr an als Musikdirektor wirkte. Hier war er tätig als Organist und Musiklehrer sowie als Organisator von Aufführungen und Konzerten. Nebenher komponierte er vorrangig Singspiele und Opern und machte sich um die Entwicklung des Musiklebens in Biberach verdient. Er verfasste auch eine „Vollständige Orgelschule" in drei Bänden (erschienen 1795-1798), die unter anderem das Kleine Flötenconcert in F-Dur beinhaltet.

Alexandre Guilmant war einer der herausragenden Komponisten und Organisten im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Er vermochte es, die in dieser Zeit neu entstanden symphonischen Möglichkeiten der Orgel zu nutzen, dabei aber die strengen, klassischen Musikformen (Sonate, Fuge etc.) zu wahren. Guilmant war ein Verehrer der Musik von Georg Friedrich Händel, was sich u.a. darin zeigt, dass er Themen von Händel als Grundlage für eigene Kompositionen hernimmt. Der hier gespielte „Marche sur un theme de Haendel" mit seiner Fuge im Mittelteil bezieht als thematische Grundlage
den Chorsatz „Lift up your heads" aus dem Oratorium „Der Messias".

Josef Gabriel Rheinberger wurde 1839 in Vaduz (Liechtenstein) geboren. Er versah bereits als Siebenjähriger den Organistendienst in seinem Heimatort. Mit 12 Jahren ging er nach München ans Konservatorium. 1854 wurde Rheinberger Vizeorganist an der Pfarrkirche St. Ludwig und 1857
Hoforganist an der Theatinerkirche (St. Kajetan). Ab 1859 gab er zusätzlich Klavierunterricht am Konservatorium. 1863 wurde er Hoforganist an der Hofkirche St. Michael. 1867 wurde Rheinberger zum Professor für Orgel und Komposition an der neu gegründeten Musikschule ernannt. Dieses Amt übte er bis kurz vor seinem Lebensende aus. Zur Bekanntheit Rheinbergers hat vor allem seine Orgelmusik beigetragen, darunter in erster Linie seine 20 Orgelsonaten. Die Cantilene F-Dur ist der zweite Satz aus Rheinbergers 11. Orgelsonate und zählt aufgrund der melodischen Schönheit zu den
berühmtesten Orgelsätzen Rheinbergers.

Louis Vierne wuchs in Paris auf und erhielt hier seine musikalische Ausbildung. Nach seiner Tätigkeit als Assistent an der Kirche Saint-Sulpice in Paris wurde er im Jahre 1900 im Alter von 30 Jahren zum Organisten an der Kathedrale Notre Dame in Paris ernannt. Sein Kompositionsstil ist eng verbunden mit den orchestralen Klang-Möglichkeiten der großen Cavaille-Coll-Orgel von Notre-Dame, was sich in seinen Orgelkompositionen stark widerspiegelt. Das Scherzo aus seiner in den Jahren 1902/03 komponierten 2. Orgelsymphonie ist ein virtuos-elegantes Werk, in dem Viernes Umgang mit den klanglichen Möglichkeiten der Orgel beispielhaft aufgezeigt wird. Das französische Wiegenlied „Do do, l'enfant do“, in Frankreich in etwa so bekannt wie hier „Schlaf, Kindlein, schlaf“ ist Grundlage der
schlichten, ruhigen Berceuse (Wiegenlied). Das Werk stammt aus Viernes 1913 komponierter Sammlung „24 Pieces en style libre op. 31“ („24 Stücke im freien Stil“), die sowohl auf der Orgel als auch auf dem Harmonium dargestellt werden können. Die abschließende Improvisation hat das Patronats-Lied der Pfarrkirche in Wiesentheid zur Grundlage.

Das Lied „Sankt Mauritius, edler Held“ wird immer an Kirchweih (um den 22. September) zu Ehren des Heiligen Mauritius gesungen. Von diesem Lied sind weder der Verfasser des Textes noch der
Komponist bekannt. Einzig bekannt ist die Herkunft aus Augsburg.

ZUM INTERPRETEN:

Christian Stegmann studierte Kirchenmusik an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf,
wo er 2002 sein A-Examen ablegte (Improvisation mit Auszeichnung). Seine Lehrer waren u.a.
Wolfgang Seifen (Improvisation), Prof. Hans-Dieter Möller (Literaturspiel und Improvisation) und Prof. Raimund Wippermann (Chor- und Orchesterleitung). Von 2002 bis 2004 studierte Christian Stegmann im Rahmen eines Aufbaustudiums bei Prof. Daniel Roth (Frankfurt/Paris), um seine Fähigkeiten im künstlerischen Orgelspiel weiter zu vertiefen und abzurunden. Er absolvierte Meisterkurse (Orgel-Literaturspiel und Improvisation), u.a. bei Almut Rössler, Phillippe Levebre, Jon Laukvik, Loic MaiIle, Pierre Pincemaille, Peter Planyawsky und Anders Bondemann. Kurse bei Eric Ericsson, Frieder Bernius, Gary Graden u.a. haben seine Kenntnisse im Bereich Chorleitung erweitert.
Seit 2003 ist Christian Stegmann Kantor an St. Johannes in Kitzingen sowie Regionalkantor im Bistum Würzburg. Er ist Initiator und künstlerischer Leiter der Reihe "Orgelmusik zur Marktzeit" in Kitzingen sowie Leiter des Kirchenchors St. Johannes und der von ihm gegründeten Chöre Kammerchor, Jugendchor und Kinderchor St. Johannes. Als Organist und Chorleiter geht er einer regen Konzerttätigkeit nach. Im Jahr 2012 erhielt er gemeinsam mit seinem Kollegen Carl Friedrich
Meyer von der Evangelischen Stadtkirche den Kulturpreis der Stadt Kitzingen.

AUFNAHME UND BEARBEITUNG:
Aufgenommen, bearbeitet und produziert von Franz Kramer, jfk-music-studios.
Weitere Informationen: www.jfk-music.com

ERWERB DER CD:

Falls Sie die CD erwerben möchten, wenden Sie sich bitte per Mail an die Pfarrei in Wiesenthied:
Kontakt: Herr Paul Schug: paulschug@icloud.com, www.mauritiuskirche-wiesentheid.de